Einblick in das Forum Straffälligenhilfe

Segnung_Thorsten

Diakon Thorsten Heinrich leitet seit 2018 das Forum Straffälligenhilfe.

Als ich 2008 nach einer einjährigen Bibelschulzeit aus der Schweiz wiederkam und meinen Dienst als Polizist wieder aufnahm, führte mich Gott auf eindrückliche Weise ins Gefängnis. In den folgenden Jahren entdeckte ich eine große Leidenschaft und Freude an diesem Dienst.

Über die Arbeit mit Straffälligen

Auf der Grundlage der christlichen Botschaft von Jesus Christus und der Bibel engagieren sich im Forum Straffälligenhilfe Christinnen und Christen aus verschiedenen Kirchengemeinden in überkonfessioneller Zusammenarbeit durch ehrenamtliche Mitarbeit, um Gefangene und Haftentlassene zu unterstützen. Die Hilfe ist darauf gezielt, gesellschaftlichen Anschluss und Integration in Kirchen und Gemeinden anzubieten, um zu einem Leben in geordneten Strukturen, ohne weitere Straffälligkeit, zu verhelfen.

Eine Inhaftierung ist ein gravierender Einschnitt in das Leben eines Menschen. Gerade deshalb ist bei vielen Gefangenen die Suche nach Lebenshilfe, die Bereitschaft zum Nachdenken über persönliche Not und Schuld festzustellen. Im Rahmen unserer Angebote und nicht zuletzt durch soziale, verlässliche Beziehungen erfahren sie die Liebe Gottes, die ihnen in der Zeit der Inhaftierung durchaus zur Kraftquelle wird.

Kriminalität und Inhaftierung führen erfahrungsgemäß zu einer sozialen Entfremdung und Entwurzelung von christlichen Werten. Oft verlieren strafgefangene Menschen im Laufe ihrer Haftzeit den Bezug zu sozialen Kontakten und / oder zur Gesellschaft außerhalb der Vollzugsanstalt. Persönliche, vertrauliche Beziehungen sind während der Inhaftierung die Ausnahme, sodass Gefangene sich oft einsam fühlen. Gespräche mit Sozialarbeitern, Psychologen und Vollzugsbediensteten werden in Aktenvermerken festgehalten. Die Insassen sprechen daher eher selten mit den Mitarbeitenden über ihre Gedanken, Gefühle, Sorgen, Schwächen und Ängste, weil sie befürchten, dass sie ihnen möglicherweise negativ ausgelegt werden könnten.

So ist es insbesondere im Gefängnis von großer Bedeutung, dass das tiefe menschliche Verlangen, in einem vertraulichen Rahmen „frei sprechen“ zu können, gestillt wird. Dies kann der Anfang einer Veränderung im Inhaftierten bedeuten.

Ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.

Mt. 25, 36

Zurück ins Leben

Je länger Menschen inhaftiert sind, desto ausgegrenzter fühlen sie sich von der Gesellschaft. Bei dem Versuch, nach der Entlassung Wohnung und Arbeit zu finden, ein neues, ehrliches Leben aufzubauen, scheitern Haftentlassene oft. Fast jeder zweite verurteilte Straftäter wird rückfällig. Das zeigt leider auch sehr deutlich, dass es der Strafvollzug nicht allein schaffen kann, Menschen in Haft auf ein Leben danach vorzubereiten oder gar zu resozialisieren. Dazu braucht es immer Ehrenamtliche oder Hauptamtliche, die sich engagieren und diese Menschen verlässlich begleiten.

Wir wollen Straffälligkeit auf keinen Fall entschuldigen. Aber jeder Mensch hat eine  unantastbare Würde, die Gott selbst verliehen hat. Wir Mitarbeitenden des Forums Straffälligenhilfe möchten mit daran arbeiten, dies auch für straffällig gewordene Menschen spürbar zu machen. Jeder Mensch braucht immer wieder eine neue Chance und Menschen, die ihn unterstützen. Dies tun wir, indem wir:

  • in wöchentlichen Bibel- und Gesprächsgruppen dem Gespräch Raum geben und das Evangelium verkündigen.
  • regelmäßig Einzelgespräche führen.
  • Ausgänge begleiten. Im Rahmen von zweckgebundenen Ausgängen können wir beispielsweise die Teilnahme an Gottesdiensten gewährleisten.
  • Haftentlassene unterstützen, in einer Gemeinde Fuß zu fassen.
  • versuchen, Spenden, Wohnungen oder sogar Arbeitsplätze zu vermitteln.

Es gelingt mit unserer Hilfe nicht immer, Betroffene vor neuen Rückfällen zu bewahren. Aber den Erfolg messen wir nicht vordergründig an der Rückfallquote, sondern in der Art unserer „Klienten“, auf ihr Fehlverhalten zu reagieren, offener und zugewandter zu werden, sich ihrem eigenen Handeln zu stellen und daraus zu lernen. Wir Mitarbeitenden des Forums Straffälligenhilfe erleben immer wieder, dass sich Menschen von Gott bewegen lassen, neue Schritte zu gehen, und wie sie der christliche Glaube positiv verändert. Wir wissen, dass Gott alle Menschen liebt, auch und gerade die gesellschaftlich Gescheiterten.

Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Lk. 19,10

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